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Im April: Das liebe, liebe Geld!

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Bis vor wenigen Tagen war die Finanznot Griechenlands das alles bestimmende Thema, nicht nur in den Medien. Auch die Aktionen von Blockupy in Frankfurt anlässlich der Eröffnung des Headquarters der Europäischen Zentralbank sind Ausdruck, dass man auch außerhalb Griechenlands nicht länger bereit ist, sich dem Spardiktat maßgeblicher politischer Akteure (nicht zuletzt aus Deutschland) weiterhin widerstandslos zu beugen. Und fast als Antwort druckt Europa Geld, das letztlich doch wieder nur die Reichen reicher und im Umkehrschluss die Armen noch ärmer machen wird.

Um es hier noch Mal klar zu sagen:
Ein Prozent der Weltbevölkerung hält etwa 40 Prozent des weltweiten Vermögens. Die reichsten zwei Prozent der Weltbevölkerung besitzen mehr als 51 Prozent des weltweiten Vermögens. Auf die reichsten 10 Prozent entfallen etwa 85 Prozent des weltweiten Vermögens.
Und, auf die unteren 50 Prozent der Weltbevölkerung entfällt weniger als ein Prozent des weltweiten Vermögens, oder anders ausgedrückt weniger als zwei US-Dollar pro Tag und Kopf.

Dabei ist laut einer Analyse des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen im Laufe der letzten 20 Jahre in Deutschland der Anteil der Bevölkerung, dessen bedarfsgewichtetes pro-Kopf Einkommen (Nettoäquivalenzeinkommen) deutlich unter dem Durchschnittseinkommen liegt, nahezu kontinuierlich angestiegen – sprich die Anzahl der Armen auch in Deutschland nimmt ständig zu.

Im Jahr 2011 hatten 37,3 Prozent der Bevölkerung ein Einkommen zur Verfügung, das maximal 75 Prozent des Durchschnittseinkommens ausmachte, 1992 waren es 31,9 Prozent. 11,8 Prozent der Bevölkerung muss 2011 mit einem Einkommen auskommen, das weniger als 50 Prozent des Durchschnittseinkommens beträgt. 1992 war diese Bevölkerungsgruppe mit 7,4 Prozent deutlich schwächer besetzt.

Und umgekehrt: Gab es im Jahr 2010 in Deutschland „lediglich“ 91 Milliardäre, waren es 2013 schon 135. Verfügten die 100 reichsten Deutschen 2011 über „lediglich“ 307 Milliarden Euro sind es 2014 399 Milliarden.

Was machen die nur mit dem ganzen Geld?

Beträgt das jährliche Durchschnittseinkommen von Managern in Großunternehmen durchschnittlich 570.000, bekommen Kreativ-Chefs durchschnittlich 183.000 jährlich und Künstler haben gerade mal 18.553 im Jahr. (zum weiteren Vergleich: das durchschnittliche Jahreseinkommen in Deutschland (incl. ungelernter Kräfte) liegt bei 31.089 Euro) Das Geld, das man tatsächlich zum Leben braucht (Wohnung, Wasser, Strom, Essen und Trinken) ist grundsätzlich für alle gleich. Das was noch übrig bleibt geht für die Kreativen hingegen gegen Null.

Warum schreibe ich das?

Auch in meinem Umfeld wird die Not der Kreativen von Jahr zu Jahr immer größer. Viele – insbesondere die, die sich reflektierend und kritisch mit Staat und Gesellschaft auseinander setzen – sind von Staatsknete und Förderung abhängig und somit direktes Opfer des Spardiktats. Damit verbunden ist die immer größer werdende Lücke in der sozialen Absicherung trotz Künstlersozialkasse.

Auch hier gilt, wer wenig einzahlt erhält ,auch nur wenig bei Rente oder Berufsunfähigkeit. Und wer verdient noch genug für private Absicherung? So gut wie keiner ist abgesichert gegen Arbeitslosigkeit und Auftragsmangel – und bei Krankheit fließt auch kein Cent.

Da sich Entscheider in aller Regel in gesicherten Positionen und gesicherten Verhältnissen befinden, fällt es diesen natürlich leicht, zu kürzen. Die eigenen Gehälter steigen ja von Jahr zu Jahr und solange man keine goldenen Löffel klaut, ist man auch nicht in seiner Existenz bedroht. Und kaum einer auf den gut gepolsterten Sesseln kennt diese Existenzbedrohung, die inzwischen aus dem Alltag der Kreativen nicht mehr wegzudenken ist.

Doch jetzt genug geklagt – denn wir machen trotz allem weiter!

Hier die Tipps:

Tipp 1: Jetzt schon an die nächste bild.sprachen Plattform denken, die am 27. und 28. November wieder im Wissenschaftspark Gelsenkirchen statt findet. Dieses Jahr geht es ums Thema Image, daher auch der Name „IMAGE NOW“.
www.bildsprachen.de/ausstellungen

Tipp 2: Die Ausstellung „Konfetti im Kopf“ – Fotografien von Michael Hagedorn zum Thema Demenz noch bis zum 6. Juni im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. Am 2. Mai mache ich im Rahmen der Aktion „Tür auf“ um 15 Uhr eine Führung durch die Ausstellung.
www.bildsprachen.de/ausstellungen

Tipp 3: Die Fotografin Herlinde Koelbl kommt am 9. April um 19 Uhr zu einem Künstlergespräch in die Ludwig Galerie Schloss Oberhausen. Ihre Ausstellung im Schloss läuft noch bis zum 3. Mai.
www.ludwiggalerie.de/de/ausstellungen

Tipp 4: Noch bis zum 12. April ist in der Henrichshütte Hattingen die Ausstellung „Licht über Hamborn“ des Magnum Fotografen Herbert List zu sehen.
www.lwl.org/LWL

Tipp 5: Die Kunst Biennale Venedig (kuratiert durch den Leiter der fotografischen Sammlung Folkwang – Florian Ebner) ab dem 9. Mai bis zum 22. November zeigt im deutschen Pavillion Arbeiten von Tobias Zielony, Olaf Nicolai, Hito Steyerl, und des Künstlerpaars Jasmina Metwaly und Philip Rizk. „Die vier künstlerischen Positionen verwandeln das Gebäude in eine Fabrik, in eine imaginäre, verschwundene, virtuelle Fabrik, in eine Fabrik der politischen Erzählungen und der Analyse unserer Bildkultur“ sagt Florian Ebner .

Schön, dass sich Deutschland mit dem Medium Fotografie (und Film) präsentiert und schön auch, dass man sich auch jenseits der Düsseldorfer Schule positioniert. Das war überfällig!

Und schön auch, dass neben dem Sparkassen Kulturfond auch die renommierten Ruhrgebietsstiftungen Krupp van Bohlen und Halbach, RWE und Mercator mit Geld dabei sind und damit auch die gewachsene Tradition der Fotografieförderung im Ruhrgebiet bestätigen. – Ein starkes Stück Deutschland!
www.deutscher-pavillon.org/2015

Tipp 6: Das ibook von Pixelprojekt_Fotograf Daniel Stemmrich „Stadt und Straße – Fotochronik eines andauernden Konfliktes – 1977 bis heute“. Ein schönes Format, das sich sicher auch für andere Formate weiterentwickeln lässt. Ich werde mich mit dem Gestalter Axel Schuch einmal zum Brainstorming zusammensetzen. Schaun‘ wir mal, was geht. Das Buch kostet 6,99 und ist nicht im pixelprojekt_bookshop erhältlich.
itunes.apple.com

Tipp 7: Noch bis Ende April ist die freie Amsterdamer Kuratorin Melanie Bühler, die Bloggerin im Winterthur Blog „Still Searching“. Es geht ihr um zeitgenössische Fotografie in ihrem Verhältnis zur Kultur des Digitalen und künstlerische Praxis.
blog.fotomuseum.ch

Tipp 8: Am 9. April wir die Ausstellung „Conflict, Time, Photography“ um 19 Uhr im Museum Folkwang eröffnet. Die Ausstellung wird bis zum 5. Juli zu sehen sein. Und am 23. April um 19 Uhr wird im gleichen Haus und zur gleichen Uhrzeit die Ausstellung „Robert Frank – Books & Films, 1947-2014“ eröffnet. Ich bin erwartungsvoll.
www.museum-folkwang.de/de/ausstellungen

Tipp 9: National Geographic such den Fotografen des Jahres 2015. Das Thema lautet: „Wildes Deutschland“. Einsendeschluss ist der 10. Juli.
foto.nationalgeographic.de/fotowettbewerb

Tipp 10: Freie Stellen: Das Sprengel Museum Hannover sucht eine/n neue/n Kurator/in . Nur Mut – für die, die sich berufen fühlen.
www.sprengel-museum.de/stellenangebote

Peter Liedtke ist Projektleiter bild.sprachen und Initiator von Pixelprojekt_Ruhrgebiet. Er gibt für ruhr.speak einmal im Monat persönliche Tipps zur Fotowelt (an der Schnittstelle zur Urbanität) im Ruhrgebiet, aber auch anderswo.


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